Hemd oder Hoodie?

Hemd oder Hoodie?

7. Mai 2021

Marc Bosserhoff

Was das Jahr im Homeoffice für die Arbeit als Scrum Master*in und das Team bedeutet

Das Thema wird uns einfach nicht mehr loslassen und auch grade als Scrum Master*innen auch weiterhin beschäftigen: das Homeoffice! In einigen Firmen abrupt mit der Corona-Pandemie eingeführt, in anderen Firmen schon vorher Alltag. In der Drastik wie es aber im Moment wohl für viele Realität ist, hatte dann aber doch keiner damit gerechnet. Viele von uns haben seit über einem Jahr keinen Fuß mehr in die Firma gesetzt und sich Zuhause zum Arbeiten eingerichtet.

Was für die ein oder anderen auch jetzt noch immer positiv ist, da er oder sie nicht eine Stunde lang ins Büro pendeln muss, ist für andere ein notwendiges Übel. Doch nicht nur auf die persönlichen Arbeitsweisen hat das Homeoffice Auswirkungen, auch auf die Identifikation mit der eigenen Firma.

Wie die Süddeutsche Zeitung schrieb, ist es mit dem Homeoffice und der Firma aktuell wie mit einer Fernbeziehung: man sieht sich nur noch alle paar Wochen oder gar Monate! Und in der Zwischenzeit erlebt man so einiges ohne den Partner und macht eigene Erfahrungen. Und ach, die Firma hier in der Nachbarschaft sieht doch gut aus und hat auch viel attraktivere Konditionen… Es bleibt Zuhause viel mehr Zeit, dass auch die Gedanken kreisen und der Fokus weniger auf der Arbeit liegt als vielmehr auf grundlegenden Fragestellungen, die einen schon immer beschäftigt haben und oftmals auch den aktuellen Job infrage stellen.

Für gewöhnlich verbringt man mehr Zeit auf und mit der Arbeit als Zuhause. Im letzten Jahr hat sich dieses Verhältnis umgekehrt und bringt auch viele der Mitarbeiter*innen und Arbeitnehmer*innen dazu, das Arbeitsverhältnis neu zu bewerten. Ein entscheidender Punkt ist hierbei, dass eine objektive Bewertung nicht mehr möglich scheint, denn viele Mitarbeiter*innen haben sich durch eine räumliche Entfernung auch gedanklich vom Arbeitgeber distanziert. Selbstverständliche Benefits wie der tolle Kaffee oder das frische Obst sind jetzt so egal wie noch nie. Einen gemeinsamen Raum für das Team gibt es nicht mehr und virtuelle Feierabendgetränke werden mehr zur Last als zur Freude. Was heißt das also für uns Scrum Master*innen und für unsere Arbeit, wenn es darum geht Kolleg*innen nicht zu verlieren und die Identifikation mit dem Arbeitgeber aufrechtzuerhalten?

“In every job that must be done there is an element of fun. You find the fun aaaaaaand SNAP the job’s a game!”

Das was Mary Poppins zur Arbeit sagt, trifft auch auf diese besondere Situation zu, zwar geht es nicht darum, die Arbeit mit einem “SNAP” schnell zu schaffen, aber wir als Scrum Master*innen sind dafür da, auch den Spaß in der Arbeit wiederzuentdecken und dem Team den Raum zu geben, sich auch über die Entfernung wertgeschätzt zu fühlen.

Aber wie macht man das? Es fängt tatsächlich schon bei den kleinen Punkten an, die banal erscheinen: zu Beginn des Dailys oder eines anderen Termins kann schon die Frage “Wie geht es dir?” zu einem guten Gespräch führen, in dem sich das Teammitglied gut aufgehoben und mit seinen eventuellen Sorgen nicht mehr alleine fühlt.

Daneben gilt es immer wieder Teamstrukturen zu stärken und Themen, die das Team beschäftigen, aufzugreifen. Dazu gehören zum Beispiel Workshops, um einem Thema genügend Raum zu geben, so dass das Team bemerkt, dass es gehört und verstanden wird. Generell wird es mit der Fernarbeitsbeziehung noch wichtiger zu akzeptieren, dass unterschiedliche Personen, unterschiedliche Arbeitsweisen haben – und das ist auch gut so. Ich kann nicht von jedem erwarten, dass er Zuhause einen Arbeitsrhythmus oder eine Arbeitsweise verfolgt, die nicht zu dem passt, wie er sich im letzten Jahr quasi eingerichtet hat. Hier liegt das To Do von uns Scrum Master*innen darin, Ruhe zu verstrahlen und den Mitarbeiter*innen weiterhin Vertrauen zu schenken. Auch die gemeinsamen ritualisierten Scrum Events helfen, Vertrauen aufzubauen und Sicherheiten herzustellen.

Des Weiteren gilt es eines der obersten Prinzipien der agilen Arbeitsweise zu leben und als Vorbild zu dienen: Transparenz! Immer schon wichtig und nun noch viel wichtiger! Als Scrum Master*innen sollten wir hier dafür sorgen, dass nicht nur Aufgaben und Status transparent sind und sichtbar gemacht werden, sondern auch die einzelnen Tasks der Mitarbeiter nun noch stärker in den Fokus rücken. Um als Vorbild zu dienen, ist es ein guter erster Schritt auch einfach mal zu teilen, an welchen Aufgaben man selbst gerade arbeitet und welche Gedanken einen beschäftigen.

Glaubt man den gängigen Umfragen wie zum Beispiel hier, dann werden wir uns nach der Pandemie auf eine hybride Arbeitswelt einstellen müssen und jede Mitarbeiter*in den für sich passenden Umgang mit dem Arbeitsplatz finden. Das heißt aber auch für uns Scrum Master*innen immer wieder neue spannende Herausforderungen, die das Team betreffen und in denen wir gefordert sind.