21. April 2020
Thomas Weidemann
Während die einen von der Corona-Krise zur Zeit profitieren (z.B. Hersteller von Toilettenpapier), ist für andere der Umsatz komplett eingebrochen.
Viele Unternehmen gehen neue und ungewöhnliche Wege. Textilhersteller fertigen Mund-Nasen-Schutz anstelle von T-Shirts etc. Maschinenbau-Firmen fertigen Beatmungsgeräte oder Komponenten dafür, obwohl sie bisher nicht im medizinischen Bereich tätig waren.
Auch Unternehmen, die bereits länger im Onlinehandel aktiv sind und bestehende eCommerce-Plattformen betreiben, müssen sich der neuen Situation stellen. Da gibt es diejenigen, deren Geschäft gerade von der Krise profitiert (z. B. Lebensmittel-Lieferdienste) und deren eCommerce-Plattform damit an die Leistungsgrenze gebracht wird und es gibt diejenigen, deren Tagesgeschäft vom Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf die Rückabwicklung bestehender Verträge und Buchungen umgeschwenkt ist (z.B. Reise- und Hotelbuchungsplattformen).
Nachfolgend möchte ich Ihnen einige Tipps geben, wie Sie diese Herausforderung mit ihrer bestehenden Plattform meistern können. Dabei spielt es keine Rolle welche eCommerce-Plattform Sie einsetzen. Es geht weniger um die Technik als vielmehr um das gesamte eCommerce-Eco-System.
Bilden Sie ein starkes eCommerce-Team, das die notwendigen Anpassungen ausarbeiten, planen, implementieren und ausrollen kann.
Dazu gehört nicht nur Ihre eCommerce- und IT-Abteilung und evtl. externe Implementierungsdienstleister. Vielmehr sollten die Experten und Knowledge-Träger aus Ihrem Business (Sales, Marketing, Logistik etc.) mit ins Boot/Team geholt werden. Diese Experten sind im normalen Geschäftsalltag oft zu beschäftigt um sich „auch noch um eCommerce zu kümmern“.
Aber genau diese Experten wissen oft sehr genau was verbessert werden kann, um dem Kunden/User einen Mehrwert zu liefern und Ihr Onlinebusiness voranzubringen. Oft werden sie aber nicht gehört oder die vorgeschlagenen Änderungen bekommen keine Priorität weil sie „zu kompliziert oder zu teuer“ sind. „Das sollten wir später mal machen“.
Vielleicht ist dieses „später“ genau jetzt in der Corona-Krise.
Seien Sie mutig und treffen Sie Entscheidungen, die Ihr Business in die richtige Richtung bewegen. Nicht voreilig, aber überlegt und entschlossen. Viele andere haben es in der aktuellen Situation schon vorgemacht und der Erfolg gibt ihnen Recht.
Wenn im Team der erste Eindruck zu einer notwendigen Änderung ist: „das ist zu kompliziert und das geht nicht“, dann prüfen Sie, ob die Anforderung vielleicht angepasst und vereinfacht werden kann. Oft erreicht man mit der „vereinfachten“ Lösung schon einen erheblichen Mehrwert für den Kunden.
Auch das Operationsteam sollte ein Teil Ihres eCommerce-Teams sein und bei allen anstehenden Änderungen frühzeitig eingebunden werden, damit diese auch ausgerollt und den Kunden zur Verfügung gestellt werden können.
Sofern noch nicht vorhanden, führen Sie ein durchgängiges Monitoring Ihrer eCommerce-Plattform ein (z.B. New Relic).
Damit haben Sie Ihre Plattform stets im Blick und erkennen Probleme und Performance-Einbrüche schnell und können die Ursache identifizieren und beheben.
Damit es erst gar nicht zu Performance-Problemen durch neue Funktionalität kommt, sollten alle neuen Releases vor dem Ausrollen ausführliche Performancetests durchlaufen.
Nach dem Ausrollen neuer Funktionen sollten diese auch im Webanalyse-Tool genau betrachtet werden. Wird die neue Funktion von den Nutzern angenommen und wird der erwartete Mehrwert erzielt?
Vielleicht gibt die aktuelle Krise Ihnen auch die Möglichkeit, Ihre Produktdaten zu vervollständigen und zu verbessern. Holen Sie Ihre Lieferanten mit ins Team. Prüfen Sie mit Ihrem Lieferanten, ob dieser evtl. zusätzliche Daten und Bilder liefern kann. Prüfen Sie, ob Sie evtl. zusätzliche Artikel von Ihren Lieferanten mit in Ihrem Onlinesortiment aufnehmen können.
Für viele könnte es auch Sinn machen mit neuen Lieferanten in Kontakt zu treten, um ihr Sortiment zu ergänzen und neue Geschäftsfelder zu erschließen.
All diese Tipps sind nicht neu und waren auch vor der Corona-Krise schon gültig. Viele werden auch schon lange so agieren. Aber für andere ist die Krise vielleicht der Anlass „endlich“ mal Vorgehensweisen anzupassen.